Es gibt da eine Gruppe von Leuten, die bekommen sehr wenig
Aufmerksamkeit. Leider zu Unrecht. Dabei leisten sie einen großen Beitrag im
Gesundheitswesen. Die Rede ist nicht vom Zivildiener, sondern von den Schülern
der Gesundheits- und Krankenpflegeschulen.
Pflegeschüler verbringen vierzig Stunden pro Woche in der
Schule oder auf der Station. Dazu kommt noch das Lernen für Prüfungen. Alle
zwei bis drei Wochen eine. Die Namen der Fächer lauten Gesundheits- und
Krankenpflege, Anatomie und Physiologie, Chirurgie, Pharmakologie, Pathologie,
Soziologie und Psychologie, Hygiene, Neurologie und so weiter. Es sind
Disziplinen, wo man keine zwei, drei Seiten an Stoff hat, sondern bis zu fünfzig
oder sechzig Seiten, die zu lernen sind.
Pflegeschüler lernen nicht irgendwelche Grundkenntnisse. Sie
sollen sämtliche Fachbegriffe, den gesamten Aufbau des menschlichen Körpers mitsamt
den Funktionen und inneren Vorgängen, Medikamentenkunde und vieles mehr wissen.
Dies bedeutet keine Lernzeit von fünf, sechs oder sieben Stunden in der Woche.
Nein, ab zwanzig Stunden aufwärts. Damit haben Pflegeschüler eine Minimum Arbeitswoche
von sechzig Stunden.
Auf der Station liegen sie nicht auf der faulen Haut.
Pflegeschüler arbeiten. Acht Stunden durchgehend auf den Beinen und Aufgaben
wie Patienten beim Waschen und anziehen helfen, bzw. sie waschen, rasieren,
Nägelschneiden und Blutzucker, Puls, Blutdruck und Temperatur messen sowie
immobile Patienten umlagern, aus dem oder ins Bett transferieren, Medikamente
und Essen austeilen, Windeln wechseln, Infusionen an- oder abhängen, Harn- und
Venenkatheter entfernen und vieles mehr.
Nicht zu vergessen sei, dass Pflegeschüler mit dem zu tun
haben, von dem der Durchschnittsbürger keine Ahnung hat. Die Rede ist vom Tod.
Pflegeschüler sind hiermit konfrontiert und helfen an den Tätigkeiten mit, die
nach einem Exitus (der Tod eines Patienten) anstehen. Dies bedeutet den Leichnam
zu decken, in den Exitusraum schaffen, Bettzeug abziehen, Leichnam entkleiden und
eventuell waschen und erneut zudecken, sowie das dokumentieren der
Wertgegenstände des Verstorbenen und das Informieren der Angehörigen.
Man sieht, Pflegeschüler leisten viel. Aber was bekommen
sie? Nicht viel. Es sind Beträge von dreihundert Euro im ersten
Ausbildungsjahr. Im zweiten und dritten Jahr kommen jeweils hundert Euro dazu.
Das ist alles.
Jedoch treffen die oben genannten Zahlen nur auf Wien zu. In
den anderen acht Bundesländern bekommen Pflegeschüler noch weniger. Teilweise
zahlen sie fürs Wohnheim mehr, als man ihnen im Monat zu Verfügung stellt.
Da stellt sich dir Frage, wovon Pflegeschüler leben sollen?
Vielleicht von Luft und Liebe?
Zwar haben Pflegeschüler die Möglichkeit im Schülerwohnheim
günstig zu wohnen (sofern nicht gerade Wohnheimsperre ist) und im Spital ein
preiswertes Mittagessen zu konsumieren. Allerdings brauchen sie auch in der
Früh und am Abend etwas zwischen den Zähnen. Bekleidung wäre auch nicht
schlecht. Dazu kommen noch Druck- und Kopierkosten von zehn bis zwanzig Euro im
Monat, Fahrtkosten (Praktika sind nicht nur im eigenen Spital), Schulunterlagen
(Stifte, Blöcke, Mappen, etc.), Computer und Internet, Schulbücher (Kosten von
zwanzig bis siebzig Euro pro Buch), für den Schulautonomenbereich (sechzig Euro
pro Ausbildungsjahr) und so weiter. Da bleibt nichts mehr für Luxus.
Ein Zivildiener hat weniger und einfachere Aufgaben, bekommt
aber mehr als ein Pflegeschüler. Auch eine Person, die beim AMS gemeldet ist, hat
im Monat mehr zu Verfügung.