Samstag, 3. November 2012

Die tägliche Turnstunde hilft dem Staat zu sparen



Ein Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied bestätigte, dass die tägliche Turnstunde um 200 Millionen Mehrkosten pro Jahr verursachen würde. Dazu kämen noch 100 Millionen Euro für Aus- und Weiterbildungskosten für die Pädagogen. Weiters halte die Ministerin die Einführung nur in der Gesamtschule für Sinnvoll. Allen anderen Schulen sollte es ihrer Ansicht nach freigestellt sein.

Also ganz nach dem Motto: Sollen alle anderen Fett werden!

Dabei könnte die tägliche Turnstunde einen wichtigen Beitrag im Gesundheitswesen leisten. Die Rede hierbei ist in der Prophylaxe von Krankheiten. Dadurch würden Einsparungen entstehen, die die Republik Österreich dringend notwendig hat. Und hierbei handelt es sich nicht um 200 Millionen im Jahr, sondern um mehrere Milliarden Euro.

Übergewicht und Adipositas
Einem Bericht der Salzburger Nachrichten zu Folge, kosten übergewichtige Menschen in Österreich 1,1 Milliarden Euro. Demnach ist Übergewicht ein deutlich Schlimmeres Problem als der Konsum von Tabakprodukten, dessen jährlicher Schaden sich auf rund 600 Millionen Euro bezieht.

Laut einer Studie, die in der britischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, kostet die körperliche Inaktivität, also der Mangel an sportlicher Betätigung, mehr als fünf Millionen Menschen jährlich das Leben. Dieses als "Couch-Potato-Lebensstil" bezeichnete Problem ist für zehn Prozent aller Todesfälle pro Jahr verantwortlich. In Österreich sind es etwa 9,4 Prozent.

Gründe, weshalb Adipositas unser Gesundheitssystem so dermaßen belastet, gibt es zu genüge. Man muss sich nur anschauen, für was diese Erkrankung ein erhöhter Risikofaktor sowie auch Verursacher darstellt. Einige Beispiele sind Diabetes, Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel, koronare Herzkrankheiten, Schlaganfall, Osteoarthritis und Krebserkrankungen wie in Brust, Dickdarm, Gebärmutter, Niere, Galle und Prostata.

Risikofaktoren für Übergewicht sind unter anderem Fast Food, zu viel Fernsehen und zu wenig Sport, aber auch Schichtzugehörigkeit und Bildungsgrad. Mit der täglichen Turnstunde könnte dies ausgeglichen werden. Weiters würde dies die Kinder prägen. Sie würden auch im Erwachsenenalter noch regelmäßig Sport betreiben. Dadurch könnten diese 1,1 Milliarden Euro jährlich deutlich reduziert werden.

Krebs
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg veröffentlichte erst vor wenigen Monaten eine Langzeituntersuchung, die besagt, dass Übergewicht und Fettleibigkeit das Rauchen als Krebsrisikofaktor Nummer eins abgelöst hat. Speziell Nieren-, Darm- und Brustkrebs, sowie Tumore in der Speiseröhre und der Gebärmutterschleimhaut sind dies der Fall. Weiters sind die Hälfte aller Krebstodesfälle durch Umwelt- und Lebensstilfaktoren verursacht und daher vermeidbar.

Otmar Wiestler, Vorstandsversitzender des DKFZ, betonte: „Inzwischen sind wir an einem Punkt, an dem wir die Fettleibigkeit als Krebsrisikofaktor genauso ernst nehmen müssen wie das Rauchen.“

Laut Rudolf Kaaks, DKFZ-Epidemiologe, gilt Übergewicht in der Hälfte der Fälle von Krebs in der Gebärmutterschleimhaut und in 20% der Fälle bei Brustkrebs nach den Wechseljahren als Auslöser.

Jedoch, und dies stellt ein Problem da, lässt sich Übergewicht schwer definieren. Der Body-Maß-Index (BMI) zum Beispiel ist zu ungenau und daher nicht aussagekräftig. Kaaks meint dazu: „Es spricht vieles dafür, dass vor allem das so genannte viszerale Fett zwischen den Bauchorganen eine gefährliche Rolle bei der Krebserkrankung spielt. Davon können auch relativ schlanke Personen zu viel angesammelt und dadurch ein erhöhtes Krebsrisiko haben.“

Stephan Harzig, Stoffwechselexperte im DKFZ, untersucht die physiologischen Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Krebs. Er stellte fest, dass die Adipokine, Hormone, die das Fettgewebe selbst ausschüttet, das Krebswachstum fördern. Deshalb empfiehlt Harzig körperliche Aktivitäten um dieses Risiko zu senken.

Mit der täglichen Turnstunde könnte man dies Vorbeugen. Auch hier liegt das Einsparungspotential bei mehreren hundert Millionen bis zu einer Milliarde Euro.

Geistige Leistungsfähigkeit
Durch den Sport entstehen im Gehirn neue Nervenverbindungen, die zwar nur kurz bestehen, aber durch anschließende geistige Betätigung erhalten bleiben. Dies heißt, wer nach dem Sport lernt, erhält mehr Erfolge und ist dadurch Leistungsfähiger. Deshalb ist es wichtig, dass an Schulen ausreichend Sportunterricht gibt. Der deutsche Hirnforscher und Psychiater Manfred Spitzer empfiehlt eine halbe bis dreiviertel Stunde Sportunterricht in der Früh.

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