Es ist schon Jahre her, als ich
aus der Kirche austrat. Aber ich erinnere mich noch gut daran. Es ist mir noch
im Gedächtnis, als sei es erst gestern gewesen. Jedoch muss dies bereits sechs,
sieben Jahre her sein.
Der Austritt
Es war Sommer und die Sonne
schien, keine Wolken waren am Himmel zu sehen und die Luft war angenehm warm.
Ich trug eine kurze Hose und mein Nirvana T-Shirt mit dem gelben Smiley, als
ich zum Bezirksamt marschierte. Mit schnellen und entschlossenen Schritten
eilte ich dorthin. Ich wollte es schnell hinter mich gebracht haben. Immerhin
gehörte ich viel zu lange diesem Verein an, bei dem ich eigentlich nie Mitglied
sein wollte.
Wie so viele andere auch, wurde
ich als Baby getauft. Allerdings glaubte ich nie an so etwas wie einen Gott. Es
erschien mir als unrealistisch, dass es einen allmächtigen Schöpfer geben kann.
Um meinen Eltern einen gefallen
zu tun, beziehungsweise ihnen eine Freude zu bereiten, machte ich die Erstkommunion
und auch die Firmung mit. Ansonsten hätte ich mir dies niemals angetan.
Am Bezirksamt bekam ich ein Formular
zum ausfüllen. Dies füllte ich aus. Und schon war es erledigt. Ein paar Worte
in einem Formular einsetzen und schon hatte ich die gewünschte
Bekenntnislosigkeit, die ich schon immer wollte und mir wünschte.
Die Briefe
Es verging keine Woche bis mir
die Kirche einen Brief schrieb. Sie bedauerten meine Entscheidung und hofften,
dass ich meinen Entschluss revidieren würde. Daher schickten sie mir eine Widerrufserklärung
mit, die voll ausgefüllt war. Das einzige was fehlte, war meine Unterschrift.
Ich zerriss Beides. Meine
Entscheidung stand fest und ich hatte kein Interesse davon abzuweichen. Ich war
und bin von Geburt an Atheist. Dies ist Teil meiner Persönlichkeit und eine
Abkehr von der Bekenntnislosigkeit wäre ein Verrat an mir selbst gewesen.
Jedoch ließ die katholische
Kirche nicht locker. Etwa einen Monat später bekam ich erneut Post von ihnen.
Es war ein zweiter Brief mit ähnlichem Inhalt. Und wie zuvor, lag auch hier
eine Widerrufserklärung dabei. Ebenfalls fertig ausgefüllt. Und erneut fehlte
nur meine Unterschrift.
Ein zweites Mal zerriss ich den
Brief und die Widerrufserklärung und ließ Beides in meinen Papiermüll fallen.
Meine Entscheidung hatte sich nicht geändert und würde sich auch niemals
ändern. Ich war, bin und bleibe Atheist.
Jedoch wollte die katholische
Kirche nicht locker lassen. Ich bekam einen dritten Brief. Und es war wieder
der gleiche Inhalt. Brief und ausgefüllte Widerrufserklärung.
Auch dieses Mal zerriss ich
Beides und warf den Müll weg.
Der Anruf
Nach dem
dritten Brief vergingen drei Monate ohne, dass mir die katholische Kirche
schrieb. Ich dachte, ich hätte nun endgültig meine Ruhe und müsste nie wieder
etwas mit einer Religionsgemeinschaft zu tun haben. Allerdings täuschte ich
mich. Der Schein trügt manchmal.
Ich bekam
einen Anruf. Es war die katholische Kirche. Man wollte meinen Kirchenbeitrag.
Ich hätte diesen noch nicht gezahlt.
„Wie bitte?“,
erwiderte ich verwundert und mit einer leichten Wut im Bauch. Es fühlte sich
wie eine Verarschung an, dass man nach meinem Austritt aus einem Verein, in dem
ich gegen meinen Willen hineingesteckt wurde, noch einen Beitrag zahlen sollte.
Ich sagte,
ich sei nicht katholisch, ich sei ausgetreten und wolle mit der katholischen
Kirche nichts zu tun haben. Man solle mich in Ruhe lassen.
Erst dann
verstanden diese Leute es. Ich wurde nach diesem Telefonat nie wieder von der
katholischen Kirche kontaktiert. Sie hatten es eingesehen.
Fazit
Der
eigentliche Austritt aus einer Religionsgemeinschaft ist rasch und Problemlos
erledigt. Jedoch lässt so ein Verein nicht locker. Dies macht die Sache
anstrengender als sie in Wirklichkeit ist.
Dennoch war
es lohnenswert. Ich bin nun frei von einer Zwangsmitgliedschaft und brauche an
einen Verein, von dem ich nicht viel halte, keinen Mitgliedsbeitrag zahlen. Es
war die beste Entscheidung meines Lebens.
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