Es ist allgemein bekannt, dass
die katholische Kirche zu den reichsten Organisationen zählt und auch ordentlich
von den einzelnen Staaten kassiert. Auch von Österreich. Und wir reden hier
nicht von Peanuts, sondern von einer ordentlichen Menge an Geld. Von mehreren
Milliarden.
Das Vermögen der katholischen Kirche in Österreich heraus zu finden ist ein
schwieriges Unterfangen. Man kann es mit der Suche nach dem Heiligen Gral oder
der Suche nach der Nadel im Heuhaufen vergleichen, denn die Zahlen sind
unvollständig, was an dem schwer zugänglichen Material liegt.
Aber wieso ist das so? Warum? Carsten Frerk, deutscher Politologe und Autor,
sowie einer der bekanntesten Kirchen- und Religionskritiker, meinte im Standard
Interview: „Die Kirche ist ein Staat im Staat“. Und damit hat er absolut Recht,
denn, so scheint es, hat die katholische Kirche kein großes Interesse daran,
dass ein Jeder ihr Vermögen kennt.
Aber wieso? Hat die Kirche etwas zu verbergen? Es scheint so. Denn wieso gibt
es diese unübersichtlichen Strukturen mit all den unzähligen Diözesen, die
großer Zersplitterung und dieses unüberschaubare Netz? Es macht einen sehr
suspekten Eindruck.
Kommen wir zurück zum Vermögen: Jede Diözese, jedes Stift, hat Güter,
Immobilien und Kunstschätze. Und die sind nicht gerade ohne. Das Stift
Klosterneuburg zum Beispiel, vermietet 700 Häuser und Wohnungen mit einem Jahresumsatz
von 25 Millionen Euro.
Doch das Gesamtvermögen zu beziffern ist, wie gesagt, aufgrund der
Zersplitterung sowie dem dichten Netz an Beteiligungen und dem enormen
Grundbesitz kaum möglich. Dennoch ließ sich die Initiative gegen
Kirchenprivilegien davon nicht einschüchtern und listete die wichtigsten
Eckpunkte des kirchlichen Vermögens in Österreich auf.
Die katholische Kirche genießt ein paar nette Steuerprivilegien. Unter anderem
ist sie vom Stiftungs- und Fondsgesetz ausgenommen. Weiters existiert eine
Befreiung von der Grundsteuer und sämtliche Abgaben und Spenden an die Kirche
sind steuerlich Absetzbar. Hier gibt es einen Steuereinnahmenverlust von 177
Millionen Euro.
Und durch das Konkordat von 1933,
welches in Österreich in die Verfassung schaffte, welches der katholischen
Kirche eine privilegierte öffentlich-rechtliche Stellung zuerkennt und ihre
großen Handlungsspielraum lässt. Durch Paragraph eins dieses Vertrages wird der
Staat im Staat gesichert und zugesagt, diese Anerkennung niemals ein zu
schränken. Auch ist im Konkordat festgeschrieben, dass der katholischen Kirche
zur Einhebung der Kirchensteuer Daten des Finanzamtes zu Verfügung stehen.
Weiters stehen ihr auch die Meldedaten der Mitglieder zu Verfügung. Um den
Staat im Staat zu komplimentieren und die weltliche Strafverfolgung zu
behindern, entbindet das Beichtgeheimnis die Priester von ihren
staatsbürgerlichen Pflichten, an der Aufklärung von Gewaltverbrechen
mitzuwirken.
Der Grundbesitz der Diözesen und Orden beträgt rund eine viertel Million Hektar.
Für diese Fläche kassierte die Kirche im Jahr 2009 über vier Millionen an
EU-Agrarsubventionen. Der Waldbesitz mitsamt den Forstbetrieben liegt bei
ungefähr 121.400 Hektar und einem Wert von mindestens 1,8 Milliarden Euro.
Auch bei den Medien mischt die katholische Kirche fleißig mit. Zum einen ist
der ORF vertraglich verpflichtet Religionssendungen, Katholische natürlich, aus
zu strahlen. Diese haben einen Wert von über 112 Millionen. Weiters hält der
katholische Medienverein Anteile an der Styria Medien AG, die Presse, Kleine
Zeitung und Wirtschaftsblatt verlegt.
Entschädigungszahlungen stellen eine weitere Einnahmequelle der katholischen
Kirche da. Aufgrund eines 1960 abgeschlossenen Vertrages erhält die Kirche
Entschädigungszahlungen für die Beschlagnahmungen durch das Naziregime. Und
zwar 44 Millionen Euro unbefristet und jährlich. Aber was ist mit den Opfern
der Inquisition? Die wurden nie entschädigt!
Hier hatten wir eine sehr nette Liste. Doch das war nur einiges. Niko Alm von
der Initiative gegen Kirchenprivilegien sagt: „Insgesamt genießt die Kirche
Steuerbegünstigungen und Subventionen in Höhe von zwei Milliarden Euro pro
Jahr.“
Nicht Miteinberechnet sind Spitäler und der Gesundheitsbereich. Deshalb schätzt
die Initiative die Höhe der Förderungen auf ganze drei Milliarden. Weiters
finanziert der Staat auch katholische Kindergärten und Privatschulen. Andere
Privatschulen müssen sich zur Gänze selbst finanzieren. Zusätzlich werden die
kirchlichen Fakultäten, die Gehälter der Religionslehrer und die Unterlagen für
den Religionsunterricht werden vom Staat bezahlt. Die Kontrolle unterliegt
allerdings dem Vatikan!
Die Missbrauchs-Verbrechen der
katholischen Kirche werden nicht wie Üblich von einer unabhängigen Kommission
untersucht, sondern von einer selbst zusammen gewürfelten. Dieser ist nur der
katholischen Kirche Rechenschaft schuldig.
- Die Mehrzahl der Misshandlungen hat sich über 2 bis
5 Jahre erstreckt.
- 12% der Betroffenen waren zu Beginn der Übergriffe
erst sechs Jahre oder jünger (!).
Der Großteil der Misshandlungen (79,5%) ereignete sich zwischen dem 7. und
dem 14. Lebensjahr.
- Allein bei der Plattform Betroffener Kirchlicher
Gewalt wurden 422 Personen als kirchliche Täter genannt. Die meisten davon
leben noch, einige sind noch immer im Dienst.
- Die Mehrzahl (63%) der Täter waren geweihte
Priester.
- Ein Viertel der TäterInnen drohte den Kindern mit
der Hölle, mit Gewalt oder mit Versündigung, sollten sie über die erlittenen
Gewaltverbrechen sprechen.
- Missbrauchs-Täter hatten in der katholischen Kirche
quasi Jobgarantie. Pfarrer wurden nur versetzt. Anzeigen von kirchlicher
Seite gab es nicht. Selbst strafrechtlich verurteilte Priester wurden nach
Erledigung der Haftstrafe neuerlich als Seelsorger eingesetzt und fanden
dort neue Opfer.
Trotz alledem stehen der Kirche
Rechte zu, die sonst niemand in diesem Land hat. Es sind Rechte, die meines
Erachtens gegen die Grundprinzipien der Demokratie verstoßen und nicht in Einklang
mit den Menschenrechten stehen. Es darf einfach nicht sein, dass ein Verein,
Organisation oder eine Einrichtung gleicher als gleich ist. Deshalb müssen die
Privilegien der Kirche endlich fallen. Die Initiative gegen
Kirchenprivilegien setzen sich daher für die Abschaffung dieser
Ungerechtigkeit ein.
http://www.kirchen-privilegien.at